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Otto Lilienthal

Die modernen Segelflugzeuge der Luftsportgruppe Menden in ihrer faszinierenden Eleganz, der scheinbar übergewichtige und gewaltige Airbus A 380 sowie der pfeilschnelle Eurofighter basieren auf Erkenntnissen, die vor über hundert Jahren elementar und einzigartig von einem Ingenieur und Erfinder erfasst und entwickelt wurden: Otto Lilienthal. Wir feiern den ersten Menschenflug, der über 15 m weit an einem Hügelchen in Potsdam Drewitz 1891 von ihm durchgeführt wurde. Der tatsächliche Tag im Sommer 1891 war erst zweifelhaft, jetzt kann man ihn auf den 30. August 1891 als wahrscheinlichstes Datum nach Recherchen eines Berliner Historikers und eines Berliner Meteorologen festlegen.

In der internationalen Literatur wird der erste Motorflug häufig als bedeutendste Tat herausgestellt, der nach neuesten Erkenntnissen nicht von den Gebrüdern Wright 1903 sondern bereits 1901 von Gustav Weißkopf, einem nach USA ausgewanderten Schwaben, vollbracht wurde.
Beide Ereignisse fußen jedoch auf den aerodynamischen Erkenntnissen, die Otto Lilienthal wissenschaftlich akribisch schon 1889 als „Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst“ veröffentlichte. Seine Flugzeugentwicklungen wurden international beachtet und verkauft. Originalexponate finden sich in Washington, Moskau und München.
Otto Lilienthal ist in Anklam geboren und später nach Berlin gezogen, in Lichterfelde bei Berlin hat er einen Hügel aufschütten lassen, um nahe seiner Fabrik und Wohnung regelmäßig mit verschiedenen Konstruktionen zu üben. Strecken von über 250 m Länge wurden dann im Brandenburgischen Stölln, dem Berlin am nächsten gelegenen freien Hügel geflogen, der mit Bahn und Pferdefuhrwerk erreichbar war. Durch die Vielzahl der dortigen Flüge wurde damit der erste Flugplatz gegründet, der heute noch existiert. Im Gegensatz zum weltersten Flughafen, Berlin-Tempelhof, der aufgrund politischer Ungeschicklichkeit heute nicht mehr als solcher besteht.
Immerhin trägt der Flughafen Berlin Tegel den Namen Otto Lilienthals. Wenn der aber zugunsten von BBI mit dem Namen Willi Brand irgendwann doch einmal geschlossen werden muss, erinnert kein Flughafenname mehr an denjenigen, der wirklich als erster geflogen ist – nicht durch Zufall, sondern als Ergebnis unermüdlicher Arbeit und Forschung. (Bemerkung: Politiker feiern am liebsten Politiker).

Otto Lilienthal war ein friedliebender Visionär und Erfinder, der sich im Gegensatz zu vielen anderen Erfindern nicht vom Kommerz sondern von elementarer Flugbegeisterung antreiben ließ.
Diese Flugbegeisterung gibt es auch heute noch, wenn auch in anderer Form. Sie wird z.B. vielfältig in den Flugsportvereinen wie der LSG Menden weitergeführt als Freude am Erlebnis der Landschaft von oben, als Freude am technischen Geschick des Steuerns eines Flugzeuges und als Freude an sportlicher Betätigung in der Beherrschung des Wetters. Für die meisten Flieger ist es eine Kombination aus allem.

In Menden gibt es seit 1928 die Luftsportgruppe Menden e. V., wo heutzutage 85 aktive Mitglieder dem Erlebnis Fliegen jedes Wochenende nachgehen.
Anlässlich des Jubiläums von Otto-Lilienthals Erstflug präsentierte wir uns am letzten Augustwochenende mit einem modernen Segelflugzeug in der Mendener Innenstadt.

Für tiefere Einblicke in das Segelfliegen besteht die Möglichkeit einer 4-wöchigen Schnuppermitgliedschaft In dieser Zeit wird in die Ausbildung hineingeschnuppert und es erfolgen Flüge in einem Schulungsdoppelsitzer inkl. Fluglehrer. Somit erfolgt eine 100%ige Integration in den Segelflugbetrieb. Die Ausbildung findet durch die 14 Fluglehrer der Luftsportgruppe Menden statt. Alle Aktivitäten rund um die Flugausbildung basieren auf ehrenamtlichem Einsatz, wodurch die Kosten gering gehalten werden können.

Text: Bernd Lindemann / LSG Menden e. V.
Quelle Porträt: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Otto-lilienthal.jpg
Luftbilder: Heinz Puzicha / LSG Menden e. V.

Der Anfang der Fliegerei – Otto Lilienthal